Hochwertige Kunststoffrezyklate für die Automotive- und Verpackungsindustrie

CreaSolv® Prozess liefert recycelte Kunststoffe für hochwertige Anwendungen in der Automotive- und Verpackungsindustrie

© Fraunhofer IVV
© Fraunhofer IVV
Die im MultiCycle Projekt erstellte CreaSolv® Demonstrationsanlage ermöglicht das Recycling von LDPE, PP, PA und PET aus flexiblen Verpackungskunststoffen und faserverstärkten Kompositen (© Fraunhofer IVV)

Können Kunststoffverbunde wie Multilayer-Verpackungen oder faserverstärkte Automobilbauteile hochwertig recycelt werden? Und sind diese Rezyklate auch erneut in der Verpackungs- und Automobilindustrie einsetzbar? Diese wesentlichen Fragen auf dem Weg zu einer funktionierenden Kunststoff-Kreislaufwirtschaft wurden kürzlich im europäischen MultiCycle Projekt geklärt.

 

Fraunhofer-Forschende haben maßgeblich zum erfolgreichen Abschluss des europäischen Leuchtturm-Projektes MultiCycle beigetragen. Die im Rahmenprogramm Horizon2020 geförderte »Innovation Action« (Grant No. 820695) hatte sich das ehrgeizige Ziel gesteckt, Kunststoffe aus komplexen Verbundabfällen zu recyceln, die nach dem aktuellen Stand der Technik als nicht recyclingfähig gelten. Im Rahmen des Projektes ist es gelungen, hochwertige Kunststoffrezyklate aus post-consumer Multilayer-Verpackungen und faserverstärkten Automobil-Bauteilen herzustellen. Die Qualität der Rezyklate wurde sehr positiv bewertet und sowohl in verschiedenen non-food Verpackungsmodellen als auch in komplexen Bauteilen für die Automobilindustrie demonstriert.

Der Kernprozess für diese komplexe Recyclingaufgabe ist der am Fraunhofer Institut IVV entwickelte CreaSolv® Prozess, der mithilfe eines sicheren - selektiven Lösemittels Zielpolymere aus Kunststoffabfallgemischen und -kompositen herauslöst und daraus durch effektive Reinigungsprozesse hochreine Kunststoffrezyklate produziert. Im MultiCycle Projekt wurde erstmals eine vielseitige CreaSolv® Demonstrationsanlage zur Produktion von Rezyklatmustern im Tonnenmaßstab erstellt. Die Rezyklate aus LDPE, PP, PA und PET wurden eingehend charakterisiert und erfolgreich in Folien- und Faseranwendungen sowie faserverstärkten Laminaten und Spritzgusselementen getestet.

In enger Kooperation mit AMCOR wurden Rezyklate aus LDPE, PP und PA zu Monofolien, recyclingfähigen Monomaterialmehrschichtverbunden und handelsüblichen Multilayern verarbeitet und zu sieben verschiedenen non-food Verpackungsmodellen für Feuchttücher und Kosmetika verwertet mit einem post-consumer-Rezyklat Anteil von bis zu 81%. Die Versuche für Automobilanwendungen verliefen ebenfalls mehrstufig und in enger Zusammenarbeit mit Industriepartnern (u.a. FARPLAS, TOFAS, SILON, LANXESS): PET Rezyklate wurden zunächst zu Fasern, dann zu Fließen und schließlich zu Innentürverkleidungen verarbeitet. Aus PP, PA6 und PA 6.6 Rezyklaten wurden im ersten Schritt glasfaserverstärkte Laminate und Spitzgusselemente erstellt und diese unter Einhaltung aller produktionstypischen Toleranzen zu einem komplexen Batterieträgerpanel gefügt.  

Schließlich wurden die Recyclingverfahren sowie die Herstellungsprozesse für rezyklathaltige Verpackungen und Bauteile von Fraunhofer-Forschenden ökonomisch und ökobilanziell bewertet, mit einem erneut sehr positiven Ergebnis. Trotz des Lösungsmitteleinsatzes und der hohen Reinigungsleistung des Prozesses wurden durch die Neuwaresubstitution mit CreaSolv® Rezyklaten Einsparungen von 0,4 -2,7t CO2-Äquivalenten pro Tonne Rezyklat errechnet. Die ökonomische Bewertung zeigte auf, dass die zu erwartenden Produkterlöse die kalkulierten Herstellungskosten decken können. Einer Kommerzialisierung der Fraunhofer Technologie steht daher nichts mehr im Wege.

 

Weitere Informationen zum Multicycle Projekte finden Sie unter www.multicycle-project.eu

Informationen zum CreaSolv® Prozess finden Sie hier https://www.ivv.fraunhofer.de/de/recycling-umwelt/kunststoff-recycling-creasolv.html